Aufgrund der Corona-Pandemie waren (und sind) nicht nur die diversen Aktivitäten der verschiedenen Vereine beeinträchtigt; auch kulturelle Darbietungen oder Möglichkeiten für Vereine, ihre Fähigkeiten der Öffentlichkeit vorstellen zu können, waren selten bzw. mit entsprechenden Auflagen möglich. Nachdem das alljährliche Herbstkonzert des Harmonika-Clubs Karlsdorf-Neuthard im vergangenen Jahr 2020 wegen der angeführten Umstände nicht stattfinden konnte, konnte das alljährliche Herbstkonzert im Jahr 2021 unter den „3G-Auflagen“ stattfinden. Die überwältigende Anzahl an Besucherinnen und Besucher kann auch darauf schließen lassen, dass kulturelle Veranstaltungen wie ein Konzert durchaus vermisst wurden. Wie der Titel des Konzerts „Filmmusik + Udo Jürgens“ erahnen lässt, hat das 1. Orchester das musikalische Konzertprogramm so ausgewählt, dass die Zuhörerinnen und Zuhörer zunächst einen musikalischen „Block“ zum Thema „Filmmusik“ erwartete.
So eröffnete das 1. Orchester unter der Leitung von Wilhelm Nill mit der musikalischen Zusammenstellung „Krimi-Puzzle“ das Konzert. In dem Arrangement von Matthias Hennecke für Akkordeon-Orchester werden verschiedene Melodien von Liedern und Titelmusiken von Krimi-Serien verarbeitet, z.B. der „Derrick“, „Der Kommissar“ oder „Miss Marple“, aber auch Melodien von Songs, die den Begriff „Krimi“ im Liedtitel haben, z.B. „Kriminal-Tango“ oder „Ohne Krimi geht die Mimi nie ins Bett“. Letzteres wurde als besondere Anekdote vom Arrangeur an das Ende seines Werks gesetzt. Die spielerischen Herausforderungen, den Ausdruck der einzelnen Titel passend zu präsentieren, meisterten die Spielerinnen und Spieler beeindruckend. Einen musikalischen Kontrast zum Krimi-Puzzle bot dann die Titelmelodie des Films „Forrest Gump“ in einem Arrangement von Sebastian Klein. Die idyllisch und träumerisch wirkende Melodie wurde entsprechend präsentiert, in besonderer Weise durch Regina Augstein am Piano. Zusätzlich zur Musik wurden die Zuschauer auch durch einzelne Filmszenen mit allen Sinnen in diesen Film entführt. Mit dem Potpourri „Caribbean Fantasy“ von Waldemar Lang, einer Zusammenstellung verschiedener Melodien aus dem Film „Fluch der Karibik“ beendete das 1. Orchester den ersten Teil „Filmmusik“. Das Orchester zelebrierte eindrücklich die besinnlichen Passagen und Melodien des Werks; die Spielerinnen und Spieler meisterten ebenso beeindruckend und mit einer Leichtigkeit in der Darbietung die Anforderungen des Werks hinsichtlich der geforderten Virtuosität in den schnelleren Abschnitten des Arrangements. Unterstützt wurde die Musik wie bereits beim vorausgehenden Stück durch Szenen aus dem entsprechenden Film.
Im zweiten Block des Konzerts erwarteten die Zuhörerinnen und Zuhörer die musikalischen Beiträge des Seniorenorchesters unter der Leitung von Markus Bellm, beginnend mit „Bella Italia“, einer flotten Tarantella für Akkordeon-Solo in einer Bearbeitung für Akkordeon-Orchester. Auf eine kurze Einleitung, die den Zuhörer vom Konzertort gedanklich nach Italien entführen soll, folgt das tänzerische Stück, das insbesondere für Waltraud Berger am Keyboard ein enormes Maß an Virtuosität abverlangte. Das Orchester zeigte sich dem Stück ebenso gewachsen wie dem nachfolgenden Walzer „Am Kaminfeuer“, einer Original-Komposition für Akkordeon-Orchester von Erwin Stahel. Dieses Stück zeichnet sich durch seine Besinnlichkeit aus, um entsprechende menschliche Stimmungslagen darzustellen, die „am Kaminfeuer“ entstehen. Das Seniorenorchester beschloss seine Darbietungen mit der Polka „Auf der Vogelwiese“ von Josef Poncar, einem Stück für Blasmusik. „Auf der Vogelwiese“ gehört zu den Klassikern, die nahezu jeder Musikverein spielt und auf Musikfesten präsentiert. Auch auf dem Oktoberfest gehört dieses Stück zum Standard der Blaskapellen in den Festzelten. Das Werk fordert enorme Differenzierungen in Artikulation, Dynamik und Virtuosität; die Spielerinnen und Spieler zeigten sich diesen Anforderungen gewachsen.
Der letzte Konzertteil stand unter der Überschrift „Udo Jürgens“. Das erste Orchester hatte hierfür 6 Titel des österreichischen Entertainers vorbereitet, viele davon in Arrangements des Ehrendirigenten Fritz Kappenstein. Verstärkt wurde das Orchester durch Bläser im Big-Band-Satz (Trompete, Alt-Saxophon, Posaune), die Rolle „Udo Jürgens“ übernahm Raphael Pompe. In diesem Zusammenspiel erlebten die Zuschauer die Titel „Ehrenwertes Haus“, die Hymne „Ihr von morgen“ – die an die jüngere Generation gerichtet ist –, das Lied der deutschen Fußball-Nationalmannschaft zur WM 1978 „Buenos Dias Argentina“, die bekannten „Schlager“ „Griechischer Wein“ sowie „Aber bitte mit Sahne“ sowie abschließend „Ich war noch niemals in New York“. Eine voluminöse Stimme des Solisten sowohl in der Höhe als auch in der Tiefe, gepaart mit einem vollen Orchesterklang, der sich mit dem eines Sinfonieorchesters vergleichen ließ, erzeugten einen intensiven Klangkörper, der die Zuhörerinnen und Zuhörer in die Titel mitnahm und sie auch – trotz Tragens einer Maske – zum Mitsingen bewegte.
Auch darin ließ sich die Freude und die Sehnsucht erkennen, dass kulturelle Veranstaltungen wie Konzerte nach den zurückliegenden Monaten wieder stattfinden können.
Nach den Dankesworten an alle Mitwirkenden auf der Bühne, im Hintergrund sowie in den Vorbereitungen wurde das Konzert mit einer Zugabe „Udo Jürgens Hitmix“ beschlossen – einer Zusammenstellung mit Auszügen aus den Titeln „Ehrenwertes Haus“, „Aber bitte mit Sahne“, „Ich war noch niemals in New York“ sowie „Mitten im Leben“.
Insgesamt verstand der Harmonika-Club die Durchführung des Konzerts sowohl als Ermutigung, sowohl die öffentlichen Aktivitäten des Vereins wieder aufleben zu lassen, als auch als Animation, dass auch andere Vereine, Gruppen und Initiativen weitere kulturelle Veranstaltungen folgen lassen.